Frühere Elternbriefe

Elternbrief 01/12

Glückserlebnis Singen

Es ist so leicht. Es tut so gut. Es fördert, wie Experten versichern, sogar Gesundheit und

Intelligenz. Warum nur haben dann so viele Deutsche die Lust am Singen verloren? Höchste

Zeit, dass sie es wieder lernen, sagen Musiker und Pädagogen. Und zeigen Wege, wie der

Zauber des Gesangs aufs Neue Teil unseres Alltags werden kann

Es geht um Leidenschaften in dieser Geschichte. Um Verführung, Magie, Sehnsucht, Rausch,

Lebenshunger und den Traum vom besseren Menschen. Keine Angst, ich will Sie nicht missionieren.

Aber ich fände es schade, wenn Sie beim Lesen dieses Textes stumm und unbeteiligt auf dem Sofa

sitzen blieben. Vertrauen Sie mir und nehmen Sie teil an einem Experiment. Richten Sie sich zunächst

auf und atmen Sie ein paarmal tief durch. Lassen Sie beim Ausatmen die Luft hörbar ausströmen:

Ffffft! Sssssssst! Schschschschscht! Lockern Sie Lippen und Kiefer durch entspanntes Mahlen und

Prusten: Mmmmmmmm! PRRRRRRRRRR!

Singen hat mit Zaubern zu tun

Und nun: Singen Sie! Das erstbeste Lied, das Ihnen in den Sinn kommt. Deutsch, Englisch, Schlager,

Volkslied, Hiphop oder Kirchenchoral - es ist gleichgültig, was Sie anstimmen. Notfalls improvisieren

Sie auf lalala. Und falls Sie Ihre Stimme nicht zu zaghaft einsetzen oder gleich nach der zweiten Zeile

verstummen, dann werden Sie merken, dass etwas mit Ihnen passiert. Singen hat mit Zaubern zu tun.

Wenn Sie gerade eben vorsorglich Fenster und Türen geschlossen haben, dann war das nur

konsequent: Lieder können machtvolle Waffen sein, mit denen man Feinde lähmen, Geister rufen

oder vertreiben, Regen machen, ganze Welten neu erschaffen kann. Selbst wenn Sie das mit "Blowin’

in the wind" nicht unbedingt im Sinn hatten: Sie werden spüren, dass Ihr Gesang Wirkung zeigt. Wenn nicht auf Ihre Zuhörer, dann zumindest auf Sie selbst.

Die entscheidenden Veränderungen spielen sich in Ihrem Kopf ab. Vorn, in der Stirnregion, wird das

Belohnungssystem aktiviert; weiter im Innern, in den Basalganglien, wird das Hormon Oxytocin

ausgeschüttet - eine Substanz, die unter anderem Gedächtnisprozesse und die soziale

Bindungsfähigkeit beeinflusst. Gleichzeitig senkt Ihr Gesang die Konzentration jener Hormone, die Sie

aggressiver und stressanfälliger machen: Testosteron und Cortisol. All das geschieht kurzfristig; Sie

werden die Wirkung schon nach wenigen Liedstrophen verspüren, zusammen mit einem leichten

Rausch, den die durchs tiefere Einatmen erhöhte Kohlendioxid-Konzentration in Ihrem Blut auslöst.

Durch Singen wird man klug

Bei regelmäßigem Gesang vernetzen sich sogar die Synapsen Ihres Gehirns auf neue, differenzierte

Weise. Sie werden also durchs Singen nicht nur beschwingter, ausgeglichener und friedfertiger,

sondern auch noch ein gesünderer und klügerer Mensch. Dies ist keine journalistische Zuspitzung. Es

ist ein wissenschaftlicher Befund. Seit einiger Zeit wird die Magie des Singens neu entdeckt, von

Medizinern, Pädagogen und Psychologen, die bei ihren Forschungen oft zu ungewöhnlichen

Methoden greifen. Sie bitten Chorsänger zu Speichelproben, vor und nach der Aufführung des

Mozart-Requiems. Sie messen die Hormonspiegel von Laien- und Berufssängern. Sie untersuchen

die Schulleistungen von Kindern, die wenig oder viel gesangsintensiven Musikunterricht bekommen.

Die Befunde der Forscher haben fast schon etwas Hymnisches: Singen ist ein Lebenselixier. Wer

singt, stärkt nicht nur seinen Körper, er lernt auch, seine Gefühle besser zu kanalisieren.

Mit Singen PISA-Problematik lösen

Und wer seine Kinder regelmäßig zum Singen anhält, braucht sich um deren Schulkarriere kaum noch

Sorgen zu machen: "Wenn alle von der frühesten Kindergartenzeit bis mindestens zum Ende der

Grundschulzeit täglich eine halbe oder eine Stunde spielerisch zum Singen angeleitet würden, dann

hätten wir in Deutschland die PISA-Problematik nicht", sagt Karl Adamek, Psychologe, Liedtherapeut

und Autor einer Untersuchung zur Heilkraft des Singens. Ach, wir Deutschen könnten ein so kluges,

erfolgreiches, glückliches Volk sein - wenn wir nur auf die Wissenschaftler hören würden.

"Deutschland ist, das muss im Vergleich auch zu anderen Industrieländern leider festgestellt werden,

in Bezug auf eine Alltagskultur des Singens zu einem Entwicklungsland geworden", konstatiert

Hermann Rauhe, früherer Leiter der Hamburger Musikhochschule.

Aus dem ganzen Land ertönen ähnliche Klagen, von Verbänden, Musikerziehern und Stimmexperten.

Über Schüler, die in jeder Pause ihre iPod-Kopfhörer ins Ohr stöpseln, aber kaum eine Melodie

nachsingen können. Die Folgen frühkindlicher Singabstinenz beschäftigen bereits die Mediziner: etwa

am Leipziger Uni-Klinikum, wo der HNO-Arzt und Stimmheilkundler Michael Fuchs bei einer

zunehmenden Zahl seiner kleinen Patienten verkümmerte Stimmbänder registriert. Was die Experten

kritisieren, nehme auch ich in meiner Umgebung wahr. Ich habe Musik studiert, eine Zeit lang

Gesangsunterricht gehabt und singe noch heute, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Gerade

deshalb fällt mir oft auf, wie still es um mich herum geworden ist. Es ist eine Stille, die man leicht

überhört, weil Musik in unserem Alltag so allgegenwärtig ist. Irgendwo läuft immer ein Radio. Aber es

kommt selten vor, dass jemand in meiner Nähe die Stimme erhebt, spontan und so, dass ich gern

zuhöre.

Die meisten meiner Freunde und Bekannten bewegen sich ähnlich sang- und klanglos durch den

Alltag. Der einzige Kollege, der sich ab und zu solo vernehmen lässt, kommt aus Köln und ist

bekennender Karnevalist. Karneval, Bundesligaspiele, kirchliche Großveranstaltungen - das sind die

wenigen öffentlichen Gelegenheiten, bei denen man Singen noch in seiner ursprünglichen Form

erleben kann: als Teil eines Rituals, als Ausdruck kollektiver Emotion. Bei anderen Ereignissen

bleiben die Menschen dagegen stumm, selbst wenn sie ein starkes Anliegen verbindet. Auf

Demonstrationen etwa. Jedes Mal, wenn die Tagesschau marschierende Gewerkschafter zeigt, denke

ich: Wann nehmen sie endlich die unsäglichen Trillerpfeifen aus dem Mund und stimmen einen

anständigen Protestsong an?

Warum haben die Deutschen die Lust verloren, die Stimme zu erheben

Wann und warum haben die Deutschen die Lust und den Mut verloren, die Stimme zu erheben? Diese Frage habe ich vielen gestellt: Gesangpädagogen, Chorleiterinnen, Vertretern des Deutschen

Musikrats und des Deutschen Chorverbands, Mitarbeiterinnen des Deutschen Volksliedarchivs in

Freiburg sowie alten Kommilitonen von der Kölner Musikhochschule. Keiner hatte eine

wissenschaftlich abgesicherte Erklärung zu bieten, aber in einem Punkt waren sich fast alle einig: Es

ist vor allem die historische Erfahrung, die viele Deutsche zu Singverweigerern gemacht hat. Das

Nazi-Regime war vielleicht die musikalischste Diktatur, die es je gegeben hat; niemals zuvor wurden

Musik und Gesang, vor allem Chorgesang, so systematisch als Propagandainstrument und

Rauschmittel eingesetzt. Die Nazis zeigten, wie man mit Gesang Aggressionen schürt, das Gewissen

betäubt und Masseneuphorie erzeugt. Und diese Erfahrung, sagten mir die Experten, habe bei vielen

Deutschen eine unüberwindbare Abneigung gegen das Singen erzeugt. So einleuchtend das klingt -

ich glaube, es ist nur die halbe Wahrheit.

 

1965 war ich sieben Jahre alt, und ich erinnere mich, dass auch die alten, die "toten" Lieder damals

noch sehr lebendig waren. "Im Frühtau zu Berge", "Kein schöner Land in dieser Zeit" - das und vieles

andere haben wir damals zu allen Zeiten angestimmt. Damals war Singen noch eine verbreitete

Kulturtechnik. Dass viele der alten Lieder von Nazi-Ideologen "totgeschrien" worden waren, wussten

wir damals nicht, und diejenigen, die es wussten, erzählten es nicht. Heute weiß ich, warum. Für die

Generation unserer Eltern und Lehrer klangen deutsche Volkslieder nicht in erster Linie nach

Faschismus und Massenhysterie, sondern nach Heimat und Kindheit. Und später, im Krieg und in der

Nachkriegszeit, wurde dieser Liedschatz für viele sogar zur Überlebenshilfe. So las ich es kürzlich in

einer Studie über die Heilkraft des Singens. Meine Eltern, die Krieg, Gefangenschaft und Hungerjahre

durchlebt haben, hätten mir sicher dazu einiges erzählen können. Aber das kam ihnen nicht in den

Sinn. Singen war für sie kein Thema, sie taten es einfach. Sie sangen, weil es ihre Eltern, Großeltern

und alle Generationen vor ihnen auch schon immer getan hatten, sie sangen, weil Singen für sie

"keine ästhetische Zugabe zum Leben war, sondern Lebensvollzug – way of life".

Sich Gehör verschaffen

Das schreibt der Musikwissenschaftler und Volkskundler Ernst Klusen, einer der wenigen Forscher

die sich umfassend mit der Kulturgeschichte des Singens auseinandergesetzt haben. Dass es so

wenige sind, ist erstaunlich, denn das Thema ist unerschöpflich. Alle Völker, alle Kulturen haben zu

jeder Zeit ihren eigenen Fundus an Liebesliedern, Kampfliedern, Schlaf- und Tanzliedern

Arbeitsgesängen, Lobeshymnen und Totenklagen hervorgebracht. Wer singt, schreibt Ernst Klusen,

wächst über sich hinaus, gerät "außer sich". Er verschafft sich Gehör, weit jenseits der Reichweite

seiner normalen Sprechstimme. Aber auch der Gesang entwickelt seine Wirkung meist erst im

Rahmen eines gemeinsam zelebrierten Rituals. Er beschwört nicht nur Götter und Geister, sondern

vor allem den Zusammenhalt unter den Menschen. Singen schafft Ausgleich, fördert

Übereinstimmung und Harmonie in der Gruppe. Auch das erfordert von den Mitsingenden eine

Verwandlung: Wer mit anderen die Stimme erhebt, muss etwas von sich preisgeben, muss für kurze

Zeit seinen Intellekt zum Schweigen bringen, "in gewissen Grenzen sogar seine Individualität

aufgeben".

Deutschen sind ein Volk der Solisten

Vielleicht ist das der entscheidende Grund, warum die Menschen heute weniger singen als früher. Wir Deutschen sind längst zu einem Volk von Solisten geworden, in einer entzauberten,

durchrationalisierten Arbeits- und Lebenswelt. Wo früher ein Dutzend Leute gemeinsam Garben

aufluden – hejo, spann den Wagen an! –, lenkt heute der Bauer allein seinen Mähdrescher übers

Feld. Ob am Montageband, auf der Baustelle oder im Großraumbüro - überall schraubt, sortiert, tippt

und denkt jeder für sich allein. Welches Lied sollten die Angestellten eines Call-Centers bei der Arbeit

anstimmen? Oder die Kassiererinnen im Supermarkt? Auch außerhalb der Berufswelt bilden sich

kaum noch spontane Singgemeinschaften. In der Küche, wo früher Clans von Geschwistern, Tanten

und Großmüttern gemeinsam werkelten, schwatzten, stritten und sangen, bedient heute eine einsame Hausfrau ihren Gerätepark. In den Kirchen versammeln sich die Gemeinden nur noch an hohen Festtagen in Chorstärke.

Wer singt, gibt etwas von sich preis. Vor allem Kinder spüren das genau. Sie wachsen in einer

Gesellschaft auf, die eher auf Kontrolle als auf Überschwang wert legt, und sie registrieren früh, dass

man beim Singen Gefühle und eine Empfindsamkeit zeigt, die im Alltag gewöhnlich unter dem Deckel

bleiben. Sie erleben, dass die Erwachsenen in ihrer Umgebung zwar viel vom Wert des Musizierens

für die Allgemeinbildung reden, aber in verlegenes Kichern ausbrechen, wenn bei Schul- oder

Kindergartenfesten zum Mitsingen aufgefordert wird. In den Medien hören und sehen sie Sänger fast

nur als Solisten, die ihren Erfolg vor allem aufwendiger Technik und einer ausgefeilten Bühnenshow

verdanken. Wer nicht perfekt ist, vermitteln die Medien, der entblößt und blamiert sich. Menschen, die regelmäßig die Lust packt, ihrer Stimme freien Lauf zu lassen, schließen sich meist früher oder später einem Chor an. Allerdings sind Chöre vor allem Anlaufstellen für jene, die schon singen können. Wo aber lernt man Singen, wenn man es nicht von Natur oder von Haus aus kann? Kindergarten und Schule wären die idealen Orte, um ohne Angst vor Blamage erste lustvolle Erfahrungen mit der eigenen Stimme zu machen. Eigentlich.

In anderen Ländern gehört Singen zum Schulalltag ebenso, wie der Gong und die große Pause. Auf

meinen Reisen im Ausland habe ich immer wieder gestaunt: über russische Ingenieure, die spontan

20-strophige Balladen im Stück darboten, über spanische Studentinnen, die sich vor dem Gang in die

Disco mit dem Schmettern von Volksliedern in Stimmung brachten, oder über irische

Kneipenbesucher, die nach dem zweiten Guinness mit den Gästen "Sing Songs" organisierten, eine

Mischung aus solo und im Chor vorgetragenen Liedern. Seit einigen Jahren formiert sich eine Art

Bürgerbewegung in Sachen Musik. Da ist, allen voran, der Deutsche Chorverband (DCV), da ist die

Stiftung "il canto del mondo", die "Singpaten" an Kindergärten vermittelt, und "Singen mit Kindern",

ebenfalls eine Stiftung, in der 23 Organisationen zusammenarbeiten - vom Verband Deutscher

Schulmusiker über den Bund Deutscher Blasmusikverbände und das Deutsche Volkslied-Archiv bis

zum Erzbistum Freiburg. Ihr Ziel: Förderung von Gesang in Schulen und Kindergärten, aber auch in

Vereinen und Familien.

Fünfjährige testen den Stimmumfang

Als Gerd-Peter Münden 1999 seinen Dienst am Braunschweiger Dom antrat, war er mit 33 Jahren der

jüngste Domkantor Deutschlands - und das an der größten Einrichtung für evangelische Kirchenmusik

in Deutschland. Innerhalb weniger Jahre hat Münden die Domsingschule zu einem Magneten für

musikliebende Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Umland ausgebaut. Zurzeit singen fast 700

in den 23 Chören, die Münden zusammen mit zwei Kollegen leitet. Eine Auswahl nach Begabung und

Leistung gibt es nicht. Die Braunschweiger Singschule verfährt nach dem Prinzip: Wir nehmen alle,

aber wir machen ihnen so lange Dampf, bis sie ihr Bestes geben. In den "Krabbelkantoreien" wird dies Prinzip noch nicht so wörtlich umgesetzt, aber schon die Fünf- und Sechsjährigen lernen, ihren

Stimmumfang bis an die Grenzen auszutesten: Bei den Einsingübungen jubeln sie mühelos in Höhen,

die sonst nur Koloratursopranistinnen erreichen. Viele Kindergärtnerinnen und sogar Chorleiter, sagt

der Kantor, ahnen gar nicht, wie hoch Kinder von Natur aus singen können und wollen. Das hindert

Kinder nicht nur daran, die Leuchtkraft ihrer Stimme zu entdecken.

Nach zwei Jahren wechseln die Braunschweiger "Krabbelkantoristen" in die Kinderchöre, und zwar

nach Geschlechtern getrennt. Sonst, so die Erfahrung der Chorleiter, würden die Mädchen bald unter

sich bleiben. Im Grundschulalter gehen Jungen und Mädchen meist getrennte Wege; vor allem

Jungen neigen dazu, alles als „Weiberkram“ abzutun, was sich nicht kicken, zusammenbauen oder

mit einem Joystick bedienen lässt. Vor anderen singen steht bei ihnen auf der No-Liste meist gleich

unter Blockflöte spielen und Gedichte aufsagen. Wenn sie unter sich sind, erfahren Jungen jedoch,

dass Gesang nicht nur Männersache, sondern auch eine harte sportliche Herausforderung sein kann.

Wer trifft die höchsten Töne? Wer kann am schnellsten vom Blatt lesen? Wer singt die meisten Noten hintereinander, ohne Luft zu schnappen? Es zeigt sich, dass selbst eine gute Mannschaft lange und hart trainieren muss, um einen dreistimmigen Chorsatz fehlerfrei zu singen. Aber wenn es zum ersten Mal gelingt, wenn sich die unterschiedlich geführten Stimmen zur Harmonie fügen, dann ist das für die Beteiligten ein Erlebnis, das nur ein Wort verdient: COOL.

Auf den ersten Blick passen Sänger und Musik so gar nicht zusammen

Ab zwölf sind Stimme, Notenkenntnis und Musikbegeisterung so weit gefestigt, dass Mädchen und

Jungen wieder zusammen singen können. Von nun an beginnt die ernsthafte Probenarbeit. Es ist eine

eigenartige Erfahrung, der "Kurrende", dem Konzertchor der Braunschweiger Domsingschule, beim

Proben zuzuhören. Denn auf den ersten Blick scheinen Sänger und Musik so gar nicht zueinander zu

passen. Es sind ja keine durchgeistigten Chorknaben und –mädchen, die da sitzen, sondern ganz

normale Pubertierende Jugendliche. Man könnte gut verstehen, wenn diese Kinder schon beim Lesen

der Texte unter den Noten in hemmungsloses Gekicher ausbrechen würden: "Segen des Himmels,

Segen der Erde, komm und erfülle uns, dass ein Morgen der Liebe werde ..." Und das ist nur der Text,

die Musik ist noch befremdlicher und komplizierter – viele Tonsprünge, Taktwechsel, unverhoffte

Modulationen, denn es handelt sich um ein zeitgenössisches Werk, das der Chorleiter selbst

geschrieben hat. Natürlich wird getuschelt, gekichert und auch schon mal gegähnt. Dann aber gibt der Chorleiter den Einsatz für alle, und plötzlich verwandelt sich die Stimmung im Saal. Der Gesang klingt - nein, nicht perfekt. Er erinnert einfach daran, dass Singen im Grunde so natürlich ist wie Atmen und Reden.

 

Als ich nach der Probe auf dem Domvorplatz stand, hatte ich Lust auf Musik. Ich kramte in meinem

Gedächtnis nach einigen meiner Lieblingslieder. Laut singend ging ich durch die regennassen,

winterlich dunklen Straßen der Braunschweiger Innenstadt Richtung Bahnhof, ohne Rücksicht auf die

erstaunten Blicke der Passanten. Nein, so war es nicht. Ich habe nicht laut gesungen, dazu fehlt mir

der Mut. Aber die Vorstellung fände ich reizvoll: Was wäre, wenn in Deutschland jeder überall den

Mund aufmachen würde, wenn ihm gerade danach zumute ist? Man müsste es einfach ausprobieren.

Oder haben Sie es bereits getan, vorhin auf Ihrem Sofa?

www.geo.de

GEO Magazin Nr. 3/07 - Glückserlebnis Singen

TEXT VON JOHANNA ROMBERG

 

Elternbrief 03/11

 

Erst denken, dann klicken.

Wie hilfreich ist facebook für unsere Kinder?

 

Mehr als die Hälfte aller deutschen Jugendlichen sind bei Facebook
registriert. Im Juni 2011waren es laut Facebook 9,3 Millionen der

13-bis 25-Jährigen. Doch es gibt eine Gegenbewegung.

Unter dem Motto: „Anti-Facebook –wir wollen kein Facebook!“

verweigern sich immer mehr Jugendliche dem Unternehmen
von Mark Zuckerberg. Warum?

... Lesen Sie Seite 8 der Zeitung Q-rage mehr

 

Elternbrief 02/11


Wer Gewalt sät wird Gewalt ernten

 

Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung so sagt der Gesetzgeber im BGB, aber wie sieht die Realität aus?
Man kann sich weiter fragen, wo fängt Gewalt an?
Muß man unterscheiden zwischen körperlicher und seelischer Gewalt? mehr

 

Eltermbrief 01/11

 

Ins Leben tasten - mit Musik gehts besser: Musik ist ein exzellentes Training fürs Denken, weil beide Gehirnhälften arbeiten müssen. Das hat unter anderen auch der renommierte Frankfurter Hirnforscher Wolf Singer nachgewiesen. Wie überhaupt festzustehen scheint, dass frühzeitiger und intensiver Musikunterricht die Intelligenz fördert, aber auch die Kreativität, das Gemeinschaftsgefühl, die Persönlichkeitsentfaltung, das Selbstbewusstsein. Musik macht schlau, sozial und glücklich. Wissenschaftlich bewiesen hat das auch der Frankfurter Musikdidaktiker Hans Günter Bastian in einer viel beachteten Langzeitstudie. Zwischen 1992 und 1998 wurden an Berliner Grundschulen 130 Schüler aus fünf Schulen mit musischem Schwerpunkt verglichen mit 40 Schülern aus zwei Schulen, die nur die üblichen zwei Stunden Musik pro Woche unterrichteten. Bastian kam zu frappierenden Ergebnissen: Bei Kindern mit musikbetontem Unterricht war die soziale Kompetenz viel stärker geprägt. "Es gibt in den Klassen weniger ausgegrenzte Schüler." Nach vier Jahren Musikerziehung waren die Intelligenz-Werte der Modellkinder deutlich höher als in der Vergleichsgruppe. Besonders Ausdauer, die Fähigkeit zum abstrakten Denken, Leistungsbereitschaft sowie Konzentration waren erheblich stärker ausgeprägt als in den Klassen mit nur zwei Stunden Musikunterricht wöchentlich. Gemeinsames Musizieren in der Schule hat noch einen weiteren erfreulichen Effekt. Es ist geeignet, "den aktuellen Aggressions- und Gewaltentladungen in Schule und Gesellschaft prophylaktisch zu begegnen", so Bastian. Da haben manche Kriminologen große Ohren bekommen, und Innenminister Otto Schily hat sich zu dem Satz hinreißen lassen: "Wer Musikschulen schließt, gefährdet die Innere Sicherheit." (Ruth Kastner, erschienen am 10. Mai 2003 im Hamburger Abendblatt)

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